Millimeterarbeit mit schwerer Last
Die ehemalige Brücke am "Bendorfer Tor" können schon bald Spaziergänger am Brexbach in Sayn passieren. Die neue Brücke über den Saynbach ist angekommen; sie sieht aber nur neu aus; tatsächlich hat sie schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, denn über sie gingen einst Generationen von Arbeitern, die durch das "Bendorfer Tor" über den Hängelbach von Bendorf zur Concordiahütte in Mülhofen zur Arbeit kamen. Jetzt werden die Brücke vorwiegend Spaziergänger und Wanderer nutzen, die am Brexbach entlang zur Abteikirche und dann weiter ins Brexbachtal gehen und dabei die Straße durch Alt-Sayn meiden können.
Die 17 Meter lange Brücke vom Hängelbach zur Brex direkt an der Rückseite des Feuerwehrgerätehauses zu transportieren, war allerdings deutlich schwieriger als sie in Besitz zu nehmen. Sie ist nämlich ein Geschenk der einstigen Besitzer der Concordiahütte (Thyssen-Krupp). Werner Dietz, dem die überflüssig gewordene Brücke schon lange im Kopf herum gespukt hatte, soll gar nicht lange gebraucht haben, um sie dem Unternehmen abzuschwatzen. Doch es gibt Geschenke, die sind nicht nur eine reine Lust, sondern auch eine Last, die in diesem Fall runde zehn Tonnen wiegt.
Mit Hilfe heimischer Unternehmen und vielen Eigenleistungen konnte das Team des Sayner Verschönerungsvereins um Werner Dietz die Brücke instand setzen, Auflagefundamente am Brexbach erstellen und die Zuwegung entlang des Baches begehbar machen. Die Stadt Bendorf hatte die dafür notwendigen Genehmigungen erteilt, und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mittelrhein (Wfg) hatte einen Kostenzuschuss zur Verfügung gestellt.
Am vergangenen Wochenende schlug dann die Stunde des Umzugs der Brücke, der am Freitagnachmittag mit der Auflegung auf einen Tieflader der Bendorfer Spedition Normann begann. Dazu bedurfte es eines leistungsstarken Gabelstaplers, den die im Rheinhafen ansässige Bendorfer Umschlags- und Speditionsgesellschaft (BUS) bereitstellte. Auf Samstagmorgen 9 Uhr war die mit Spannung erwartete Reise nach Sayn festgelegt.
Für die nicht alltägliche Aufgabe war es gewiss förderlich, dass mit Jan Kannengießer ein Fahrer den Lastzug steuerte, der mit den örtlichen Gegebenheiten bestens vertraut ist. Ebenso hatten die Bewohner Alt-Sayns den Vorgaben des Bendorfer Ordnungsamts bezüglich des Parkens entlang der Strecke gewissenhaft Folge geleistet. So verlief die Fahrt durch den Ort völlig problemlos. Der angeforderte 125-Tonnen-Autokran hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seine Position in Bachnähe neben dem Sayner Feuerwehrgerätehaus eingenommen.
Für die Kranbesatzung war die bevorstehende Arbeit sicher kaum mehr als eine der üblichen Leistungen, für die zahlreichen Schaulustigen aber war sie ein willkommenes Spektakel, das aller Aufmerksamkeit wert war. Auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus der Kommunalpolitik, der Wfg und einiger Vereine waren darunter. Doch zunächst war Geduld angesagt, denn eine 10-Tonnen-Brücke nimmt man nicht einfach so an den Haken. Es bedarf vielmehr präziser Vorarbeiten, ehe eine solche nicht alltägliche Luftreise beginnt.
Aber dann schwebte der eiserne Koloss scheinbar schwerelos an den Stahlseilen und schwenkte sachte hinüber zum Bach. Es war schon erstaunlich, wie leicht sich die Brücke durch Seile lenken ließ, als sie auf die Fundamente abgelassen wurde und nach nur kleinen Korrekturen auf den vorgesehenen Punkten endgültig Platz nahm. Beifall brandete auf für diese hervorragend geleistete Präzisionsarbeit.
Beim anschließenden kleinen Imbiss konnte das Ereignis noch einmal ausführlich tbesprochen werden. Doch die offizielle Feier für diesen Brückenschlag wird weit größer ausfallen und dann werden auch die Details verraten, die der Einweihung vorausgingen. Bis dahin werden auch die erforderlichen Treppenstufen an der Brücke fertiggestellt sein.
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